Gogo (auf Raten III)

Er zog einen zerknitterten Umschlag aus seiner Jackentasche, zog daraus den Brief, der vor exakt drei Wochen auf seiner Türmatte gelegen war – las die Worte lautlos vom Papier.

mein Lieber,
Kommen wir gleich zur Sache, denn: ich weiß Bescheid.  
Seit Wochen bist du gezwungen, in einem Zustand zu verharren, der dir täglich ein Stück mehr deines Verstandes raubt. Es ist ein noch nie dagewesenes Empfinden, eine Verfassung, die dich denken lässt, du hättest deine Erinnerung an dich selbst beinahe zur Gänze verloren. Doch du fühlst dich nicht etwa wie jemand, der sein Gedächtnis verliert. Auch nicht wie jemand, dessen Demenz ihn täglich mehr vergessen lässt. Du fühlst dich vielmehr seit 88 Tagen so, als wäre dir das abhandengekommen, was du bist, als fehle dir dein ICH.
Es gibt Türen im Leben, die lässt man lieber verschlossen, waren deine Worte kurz bevor es passierte und ich wünschte, wir hätten beide besser daran getan, darauf zu hören. Nun kann es nur ich sein, die dich wieder anfüllt und nur du kannst es sein, der mir abnimmt, was mich so quält.

Gogo schauderte.

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