„Du musst ganz fest drücken“, sagt Oma und wischt hellrote Blutstropfen von den Magneten am Türstock der Kinderzimmertür. Ich: drücke den Riss an der Haut meines Fingers fester; Nicht loslassen – ermahnt mich Oma wieder und ich höre an ihrer Stimme, dass ich in ihrem Kopf bereits verblutet bin. Ich hoffe, dass sich die getrennten Hauthälften wieder aneinander gewöhnen und frage mich, warum das Christkind mir Fallen stellt. Es waren 190 Magnete am Türstock und es war ein Dienstag, an dem ich mich am Engelshaar schnitt.
Auch heute noch verläuft ein Riss zwischen mir und der Welt und wenn ich mutig bin, versuche ich ihn mit meinen Zehen nachzuziehen; dann wird er mir Glasgefühl und ich gleite
ins Dazwischen,
wenn ich mutig bin, stecke ich meinen Körper als Ganzes in den Spalt;
Dort werde ich Lückenbüßer, mein Leib als Brücke aufgezogen, werde
selbst der Weg über die Kluft, die mich vom Anderen trennt.
Du musst immer nur
noch, sagst du, ein bisschen länger
warten, sagst du, bis es
sich ändert das Gefühl, es ist:
ein altes Gesetz.
Doch ich stecke im Spalt fest,
bin Platzhalter im Dazwischen und mir
ist alles ein Gefühl, was
eine Zumutung ist.
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