Brückenblick

Gemälde bedrohen mich, deshalb meide ich Museen, mein Blick gehört mir und Appelle zum Hinsehen lehne ich ab. Nur zufällig möchte ich auf das Außen treffen, es ohne Versprechen streifen, mein Anhaften niemandem garantieren.

Vor Jahren wurde ich von einem Portrait verschluckt, der Sog kam schleichend, ein pechschwarzer Blick fraß mich auf. Was bist du, fragte ich das Ölgesicht – schon in ihm hängend –
versuchte sein Ohr zu erreichen – Leinenfasern verschluckten meine Töne, meine Worte wurden verzehrt.

Farbverläufe haben sich in mich eingefressen, an manchen Tagen fließen sie in dunklen Strömen an mir hinab; ölige Schlieren spannen Netze,
ich klebe fest, ein Losreißen
ist unmöglich: wir sind siamesisch geworden, zusammen gewachsen
an Orten, die unser Überleben garantieren; wir sind eins geworden, mein Blick war unsere Vermählung, ich stecke in deinen Fasern, selbst zerfasert bin ich nie wieder ganz
zu mir zurückgekehrt;

Ich wünsche mir Brücken, die ich ausfahren kann, wenn ich vergesse am Weg zum anderen Brotkrumen zu streuen;
Nur mehr angebunden will ich ein
Hinsehen wagen, will nie mehr alles von mir
in fremden Bildern verlieren.

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